"Der Mietling (bezahlter Hirte) aber flieht, weil er ein Mietling ist und sich um die Schafe nicht kümmert. ICH bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen."
(Die Bibel, Johannes 10,13+14)
Pfarrer auf Tauchstation
Vor zwei Tagen betitelte der Südkurier so eine Stellungnahme zur Situation der Kirchen in Deutschland in Zeiten der Corona-Krise.
Die Kirchen streichen rasch vor Corona die Segel. "Sie betrachten sich offenbar nicht mehr als systemrelevant, arbeiten also nicht in dem Bereich, der unverzichtbar ist", urteilt der Redakteur Uli Fricker. Was für ein trauriges und beschämendes Bild: Die Kirche hält sich selbst für verzichtbar.
Mich erinnert das an Worte, die Jesus einmal benutzte, um die geistliche Führungsschicht seiner Zeit zu charakterisieren. Er spricht dort von Schafen und von Mietlingen, also solchen, die dafür bezahlt werden auf die Schafe aufzupassen. Und er spricht von Gefahren, die auf die Schafe zukommen, und davon, dass die Mietlinge angesichts der Gefahr fliehen und die Schafe schutzlos zurücklassen.
Was für ein Bild. Da ist jemand zum Schutz abgestellt und flieht genau dann, wenn der Schutz am nötigsten wäre. Wie gut, dass das Bild, das Jesus hier benutzt an der Stelle nicht einfach abbricht. Wenn auch die geistliche Führerschaft im alten Israel kalt dabei blieb, dass sie ihre Schutzbefohlenen an entscheidender Stelle schutzlos der Gefahr aussetzten, wenn auch die geistliche Führerschaft unserer Tage aus Angst die Segel streicht, da wo ihr Beistand am nötigsten wäre, gibt es doch einen guten Hirten, der sich um die Schafe kümmert.
Dieser Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium ist dadurch bekannt, dass er eines der wohl bekanntesten "Ich-bin"-Worte Jesu enthält. Er stellt sich an dieser Stelle selbst vor als der gute Hirte. Er ist es in Absolutheit und in jeder Situation. Mögen die Gefahren, die auf die Herde zukommen, noch so groß sein. Er verlässt sie nicht. Mehr noch er kennt seine Herde, jedes einzelne Schaf. Er sieht die Sorgen und Ängste - auch deine innersten Nöte nimmt er wahr!
Und er ist gekannt von den Seinen. Wer zu ihm gehört, der kennt Jesus Christus als den guten Hirten, der fest zu seinem Wort steht. Der große König David hatte das schon lange zuvor erkannt: "Ich war jung und bin auch alt geworden, und nie sah ich den Gerechten verlassen." Wer auf Gott vertraut, ist nie verlassen!
Wenn du enttäuscht bist von Menschen, von Christen, von der Kirche, dann sieh auf den, der dich niemals enttäuschen wird. Der Herr Jesus möchte auch für dich der gute Hirte sein!